Das Player Piano, auch Pianola genannt,
ist ein mechanisches Klavier, das Musik reproduziert. Der
Tonträger ist in diesem Fall eine lange perforierte Papierrolle
(Klavier- oder Notenrolle) mit einem speziellen Kode, der in das
Instrument eingelesen wird.
Die Ausstellung in BAUSTELLEeins
zeigt zwei unterschiedliche Heransgehensensweisen der künstlerischen
Untersuchung dieses grafischen Kodes.
Zum einen handelt es sich um eine Serie
von Zeichnungen und Radierungen aus den Jahren 2010/2011, die
historische Klavierrollen zum Ausgangspunkt nehmen und deren Formen
und Struktur untersuchen. Das Loch ist das Grundelement dieser
Strukturen. Es bildet in seiner Eigenschaft als kleinste Einheit des
Nicht-seins ein wichtiges Motiv meiner künstlerischen Arbeit.
Zum anderen ist eine Klangkomposition
zu hören, die eigens für das mechanische Klavier entwickelt wurde.
Visuelle Grundlage für diese Komposition ist ein Klöppelbrief
(Klöppelvorlage) deren grafische Struktur auf eine Klavierrolle
umgesetzt wurde und mit Tonaufnahmen aus der Klöppelwerkstatt in
SantAntoni, Barcelona abgemischt wurde. Die rythmischen Klaviertöne
vermischen sich mit den zarten Klickern der hölzernen Klöppel und
der unüberhörbaren Anwesenheit der Klöpplerinnen, deren
wöchentlichen Zusammenkunft mehr als nur die Ausübung eines
Handwerks ist.
Diese Klangkomposition wurde 2017 als
Konzert für Pianola und 8 Klöpplerinnen im Rahmen des Festivals
No-nologic in Barcelona uraufgeführt.
Die Ausstellung spannt somit einen
Bogen zwischen meiner ersten, rein visuellen Annäherug an die Welt
des Player Pianos und der aktuellsten der Klangarbeiten, die
in den dazwischen liegenden Jahren enstanden sind. Mich interessiert
bei dieser Serie von Arbeiten der Schnittpunkt zwischen dem
Sichtbaren und dem Hörbaren, sowie die Übersetzung von
kodifizierten Strukturen von einem System in ein anderes.